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Wie Fortunatus mit dem graffen von Flandern on wissen vatter vnd můtter von dem land Zipern hynweg fůr.

[5] Der sun was betrůbt vmb die kümernuß seines vaters, hůb an vnd sprach: O aller liebster vater, laß von deinem trauren vnd sorg gantz nichts für mich. Ich byn iung, starck vnnd gesund, ich will gan in frembde land vnnd dienen. es ist noch vil glüks in diser welt, ich hoffen zu got, mir werd sein auch ain tail. So hastu ainen gnedigen herren an vnserm herren künig. dem mach dich vnderwürffig zu dienen, der verlaßt dich noch mein můter nit byß an ewer end, vnd schäm dich des nit, so es die noturfft aischet. vnd sorg gantz nichts für mich, du vnd mein můter hond mir gnůg gethan, das ir mich erzogen habent, Darumb ich üch grossen danck sag vnnd schuldig byn, mein lebtag got für eüch zůbitten. Vnd stůnd also auff vnnd gieng mit ainem federspil so er het auß dem hauß, gieng an des möres gestadt vnd gedacht, was er anfahen wolt, damit das er nit mer käm für seinen vatter, das er kain beschwärnuß ab ym näm. Vnd als er an dem meer hyn vnd her gieng, do hielt ain galee in dem port, die was der Venediger galee, da die pilgerin gen Jerusalem auf gefaren waren. auff der galee, da was der graff vonn Flandern, dem waren zwen knecht gestorben, vnd als der graff nit mer geschäfft hett bey dem künig, auch sunst der patron fertig was vnnd man auffpließ, das man zu schiffe gieng vnd weg faren wolt, kam der graff vnnd vil ander edler leüt mit jm, vmb das sy in die galee kämend vnd die schiffung nit versampten. Das sach nun der betrübt Fortunatus vnd gedacht: o möcht ich ain knecht werden des herren, mitt ym farenn so verr, das ich nit mer gen Cipern möht kommen, gedacht: frag jn, ob er nit ains knechts bedürff, gieng gegen ym vnd zoch ab sein pareet vnd nayget sich gar schon, darbey der graff wol mercket,[6] das er nit aines pauren sun was, hůb an vnd sprach: gnädiger herr! ich hon verstanden, das ewern gnaden sind knecht abgangen. bedarf ewer gnad nicht ains anderen? Der graff sprach: was kanstu? er sprach: ich kan jagen, payssen vnd was tzu waidwerck gehört vnd darzu verwesen ainen raysigen knecht, wann es tzu schulden kommpt. Der graff sprach: du wärest wol mein fůg. ich byn von ferren landen vnd fürcht, du ziehest nit so ferr vonn disem land. Fortunatus sprach: O gnädiger herr, ir kündt nit so ferr ziechen, ich wolt es wär viermal so verr. Der graff sprach: was müßt ich dir zulon geben? Fortunatus sprach: gnädiger herr, ich beger kainen lon, dann darnach ich dien, darnach lonent mir. Dem graffen gefiellen die wort des iungen wol vnnd sprach: nun will die galee gleich gon, bist du fertig? er sprach: ja herr! vnd warff dass federspil, so er auff der hand hett, in den lufft, ließ es flyegen vnnd gieng vngesegnet vnd on vrlaub vaters vnd der můter mit dem graffen als sein knecht in die galee vnd fůr also von land vnd het lützel pargelt bey ym vnd kamen in kurtzer zeit mit allem glück gen Venedig. Vnnd als sy gen Venedig kamen, het der graff von aller herrlichait zů Venedig gesehen, dass jn nit mer vil lust, lenger da zubeleiben. sein begürd stůnd wider zů seinem land vnd zu seinen gůten fründen. wann er auch des willens was, so jm got von dem hailigen land Jerusalem wider haym hulff, wollt er ym ainen gemahel nemen, aines hertzogen tochter von Cleffe, die iung, vast schön was vnd auch alle ding abgeredt was biß auff sein widerkommen. Darumb er dester meer begird het bald wider zů land zů kommen vnd ließ jm pferd kauffen, rust sich zu. er kauffet auch zu Venedig schöne klaynat von samat vnd von gold vnnd sunst was zu ainer kostlichen hochzeit gehort, vnd nun er vil knecht het, kund kainer welsch dann Fortunatus vnnd der was auch gar geschickt zu dem kauffen zureden. Darab der graf ain groß wolgefallen het vnd yn lieb gewan. Das marckt Fortunatus vnd flysse sich ye lenger ye baß seinem herren zů dienen. Er was alweg der lötst von ym vnnd am morgen der erst bey ym. das marckt der herr an ym. vnnd als man nun dem graffen vil roß[7] kaufft hett, darunder ettlich schelmen waren (Als dann gewonlich ist, wa vil roß bey ainander stond, das schelmen darunder sind) die müßt man dem graffen alle musteren vnd er tailte sy vnder seine diener vnd gab Fortunato ains bey dem besten. das ward die anderen knecht verdriessen vnd fiengen gleich an, yn zu hassen vnd sagt ainer zu dem anderen: sehent an! hat vns der teüffel mit dem Walchen beschissen? vermainten all, vmb daßs er welsch künd, er wäre ain Walch, wie doch er auß Zipern vnd rechter geburd ain wolgeborner Kriech was. Doch nit desterminder můßten sy yn mitt irem herren reitten lan vnd torst jn kainer gegen dem graffen versagenn oder verunglümpffen, vnd kam der graff also mit freüden haim vnnd ward gar eerlich entpfangen von allem seinem volck, wann sy hetten jn gar lieb. er was ain frommer graff, der seine vnderthon auch lieb het. Vnd als er nun zůland kommen was, do kamen die vmbseßsen vnd seine gůte freund vnd entpfiengen yn gar schon vnd lobten got, das er ain so sälige raiß volbracht hette vnd fiengen an mit ym zu reden vonn der gemahelschafft wegen, wie dann vor daruon geredt was. das geuiel ym wol vnd bat vnnd begert, das man die sach vollendte, das och in kurtzen tagen beschach, vnd ward ym des hertzogen tochter vonn Cleff vermähelt. Do ward zugericht ain grosse vnd kostliche hochtzeit, da von vil zu schreibenn wär, wann do kamen vil fürsten vnd herren auf die hochtzeit. Also ward gestochen, geturnieret vnd scharff gerent vnd an dere ritterspil getriben vor den schönen vnnd edelen frawen, so dann die fürsten vnd herren mit jnen dahyn hetten gebracht vnd die vor da warent. Nun wieuil die fürsten vnd herren edler knecht oder sunst diener mitt yn auff die hochtzeit gebracht hetten, so was doch kainer vnder jn, des dienst vnd wesen gemainklich frawen vnnd mannen baß geuiellen, dann Fortunatus, vnd fragten den graffen, von wannen ym der hoflich diener käm. er sagt yn, wie er zu ym kommen wär auf der widerfart von Jerusalem vnd sagt yn, wie er so ain gůter jäger wäre, die vogel in dem lufft vnd die thyer in den wälden wär kaines sicher vor ym, tzu dem das er sunst wol dienen kund vnd yederman halten nach dem[8] vnd er wäre, durch solich lob, so jm sein herr gab, warde ym vil geschenckt von fürsten vnd von herren vnd von edlen frawen.

Quelle:
[Anonym]: Fortunatus. Halle a.d.S. 1914, S. 5-9.
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