Marengo

[164] Schwarzblau der Alpen, und der kahlen Flur,

Die Südsturm drohn. Mit Wolken tief verhangen

Ist grau das Feld. Ein ungeheures Bangen

Beengt den Tag. Den Atem der Natur


Stopft eine Faust. Hinab die Lombardei

Ist Totenstille. Und kein Gras, kein Baum.

Das Röhricht regt kein Wind im leeren Raum.

Kein Vogel streift in niedrer Luft vorbei.


Fern sieht man Wagen, wo sich langsam neigt

Ein Brückenpaar. Man hört den dumpfen Fall

Am Wasser fort. Und wieder droht und schweigt


Verhängnis dieses Tags. Ein weißer Ball,

Die erste der Granaten. Und es steigt

Der Sturm herauf des zweiten Prairial.
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Quelle:
Georg Heym: Dichtungen und Schriften. Band 1, Hamburg, München 1960 ff., S. 164-166.
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