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[190] Herr, sieh, ich bin verdrossen,
Zu thun, was dir gefällt!
Mein Herz hinkt unentschlossen
Noch zwischen Gott und Welt.
Mich drücken schnöde Ketten
Und alter Sünden Sklaverey:
Verzeuch nicht, mich zu retten,
Und mach, o Gott, mich frey!
Geh auf in meiner Seele,
Geh auf mit vollem Glanz!
Damit ich dich erwähle,
So zeige dich mir ganz!
Wie schrecklich du dem Sünder,
O heiligstes der Wesen, seyst,
Du Vater deiner Kinder,
Vollkommner höchster Geist!
Sollt in gewohnten Sünden,
Eh ich versöhnet bin,
Dein großer Tag mich finden,
O Gott, wo flöh ich hin:
Wann unter Ungewittern
Die Berge taumeln, wie vom Wind,
Und Erd und Himmel zittern,
Und Sonnen finster sind!
Ringt jammernd eure Hände,
Die ihr auf Erden lebt!
Sie fühlt ihr kommend Ende,
Sie ängstet sich und bebt.[191]
Sie rauchen angezündet,
Die Wohnungen der Missethat,
Da der die Welt gegründet,
Sich ihr als Richter naht.
Er kömmt, und Blitze röthen
Den Arm des Menschensohns!
Herr! deine Blicke tödten
Die Feinde deines Throns:
Und Erd und Himmel fliehet
Vor deinem furchtbarn Angesicht,
Und wer nach ihnen siehet,
Sieht ihre Stäte nicht.
Ihr neuen Himmel, schweiget!
Der Sünder wird verklagt;
Und sein Gewissen zeuget,
Das an der Seele nagt,
Er bebt, er weicht zurücke:
Weh ihm! die ganze Hölle glüht
In seinem finstern Blicke,
Der seinen Richter flieht.
Was helfen Ruhm und Siege?
Was hilft dem Sünder itzt
Des Marmors feile Lüge,
Die auf dem Grabmaal blitzt,
In dieser großen Scene,
Wo der sich unter Engel mischt,
Der eine fromme Thräne
Dem Armen abgewischt?
[192]
Wann die verdammte Rotte,
Verfolgt vom Donner, eilt,
Und, ewig fern von Gotte,
Gequält und lästernd heult:
Am Tage deiner Rache,
Gott! Mittler! nimm dich meiner an,
Und führe meine Sache,
Wie du am Kreuz gethan!
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