Psal. 116. Dilexi quoniam exau

[672] Danckpsalm daß Gott in grossen nöten außhilfft, Drumb wir jn in gedult preisen sollen.


1.

Das ist mir lieb vnd bin getröst,

daß mich der Herr hat jetz erlößt,

erhört mein bitlich flehen.

Drumb wil ich jm auch sagen danck,

jn anrüffen mein leben lang,

sein lob nicht lan zergehen.

Ich war vmbgeben mit dem todt,

ich kam in jamer vnd in not,

Die angst hat mich recht troffen,

die helle stund mir offen.


2.

Abr ich rieff bald von hertzen an

des HERREN Namen lobesan,

sprach ›HERR, mein seel errette!‹

Der HERR ist gnedig vnd gerecht,

barmhertzig vber seinen knecht,

hilfft, wann ich fleissig bette.

Der HERR erzeyget gnad vnd güt,

die einfaltigen gern behüt,

Ja wann ich lig darnider,

so tröstet Er mich wider!


3.

Mein seel, hab nun einn guten mut,

weil dir der HERR vil gutes thut

vnd hilfft dir auß den nöten.

Von meinen augen wischt die thren,

reißt ab mein seel von allen den

die sie dachten zu tödten,

Helt meinen fuß, daß er nicht gleit:

für jm wil ich wandlen all zeit,

Vnd mich zu den begeben

die bei jm Ewig leben.


4.

Wie mein glaub ist im hertzen gthan,

also redt auch mein mund dauon,

drumb mich die feinde trutzen.

In meinem zagen sprach ich bald

›von menschen hülff ich gar nichts halt,

sie können mich nicht schützen,

Abr Gott der Herr ist selb der Man,

dem ichs nimmer vergelten kan

Sein wolthat gunst vnd liebe,

die er an mir thut üben!‹


5.

Drumb ich den kelch des bittern trancks

jrs trawens, trutzens, jrs vndancks

mit freud zu mir wil nemen,

Vnd mich des HERREN Namens ehr,

seins worts der gnaden immer mehr

zu predigen nicht schemen

Vor all seim volck frei offenbar:

seinr heylgen todt, weyß ich fürwar,

Ist werdt vor jm gehalten,

der HERR wil jr stedts walten.


6.

Ich bin dein knecht, O HERRE fron,

dein knecht vnd deiner maget son,

du hast mein band zerrissen!

Drumb ich dir opffer lob vnd danck,

deinn Namen wil mein leben lang

zu predign sein geflissen.

Dem HERRN ich mein gelübd bezal,

zu Jerusalem in seim Saal

Das Haleluia singen,

der HERR leßt mirs gelingen!


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 672-673.
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