Psalm. 16. Conserna me domine

[652] Ein weissagung vom leiden vnd aufferstehung Christi.


1.

Hort zu, jr Christen alle sandt,

von Gott wil ich ietz singen,

Wie er Christ, seinen son, hat gsandt,

seinn willen zu volbringen:

Für die so er jm außerkorn

hat er gesetzt sein leben,

sich in den Todt gegeben,

Daß sie würden auffs new geborn,

die heiligen auff erden

vnnd die hie selig werden.


2.

Er spricht ›die jrem eygen thun

vnd menschen werck nach trachten,

Daß sie da durch kommen zur suhn,

wann sie jr opffer schlachten,

Ich wil verwerffen jre gab,

jrs namens nimmer gdencken,

den meinen wil ich schencken

Das Erb, welchs ich erworben hab

durch mein leiden vnd blute

den glaubigen zu gute.


3.

Drumb wirt der HERR durch mich gepreist,

der mich auch vnderrichtet,

Sein götlich hülff allzeit beweist,

sein recht hand für mich sichtet.

Vor jm bin ich auch immerdar,

des frew ich mich von hertzen,

erlöst von todes schmertzen,

Hinfürter hats mit mir kein fahr,

fürn feinden werd wol bleiben

die sich wölln an mich reiben.


4.

Das grab meinn leib nicht halten mag,

das Er solt drinn verwesen,

Wird aufferstehn am dritten tag

vnd von dem tod genesen,

Gen himel farn in herligkeit

mit grosser freud vnd wonne

vil klarer dann die Sonne,

Zur rechten Gots in Ewigkeyt

in menschlicher gestalte

durch Götlich krafft vnd gwalte.‹


5.

Das gib, HERR, durch dein gnade groß,

daß wir im rechten glauben

Dort werden deine haußgenoß,

da vns kein feind mag rauben,

Da du all freud vnd herligkeyt

vnd das Ewige leben

den glaubigen wirst geben,

Dein heilige dreifaltigkeyt

in deinem thron dort oben

wir Ewig preisn vnd loben.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 652.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Naubert, Benedikte

Die Amtmannin von Hohenweiler

Die Amtmannin von Hohenweiler

Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.

270 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon